Was ist „Digitale Kompetenz“?
Digitale Kompetenz ist ein Verständnis für grundlegende Abläufe und Techniken in einer digitalen Welt. Sie befähigt uns, den Herausforderungen des digitalen Wandels erfolgreich zu begegnen und ist Grundlage für fachübergreifenden Kompetenzerwerb. Digitale Kompetenz ermöglicht uns, z.B. in einer Internetsuchmaschine ein Online-Tutorial zu suchen und dieses aufzurufen. Anschließend können wir uns über die Inhalte des Tutorials informieren. Die Inhalte können dabei alle möglichen Fachgebiete behandeln.
Digitale Kompetenz im Alltag
Ohne digitale Kompetenzen werden wir zukünftig nicht mehr uneingeschränkt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Im sozialen Miteinander bestimmen digitale Kommunikationsformen zunehmend unseren Alltag. Soziale Netzwerke, Messaging-Dienste und mobile Services sind längst nicht nur etwas für Kids oder „Computer-Nerds“. Um diese digitalen Dienste nutzen zu können, benötigen wir ein gewisses Maß an digitaler Kompetenz. Dabei geht es nicht darum, auf jeder Welle mitzuschwimmen und jeden Unsinn mitzumachen. Digitale Kompetenzen benötigen wir für einen verantwortungsvollen Umgang mit unseren persönlichen Daten, für die Nutzung der digitalen Services der Kommunen oder für die Tischreservierung in unserem Lieblingsrestaurant.
Digitale Kompetenz im Arbeitsleben
Auch in der modernen Arbeitswelt nimmt die Digitalisierung stetig zu. Davon betroffen sind nicht nur die Arbeitsplätze in den großen Produktionsbetrieben oder in den Softwareschmieden. Auch die Arbeit in Pflegeheimen, Handwerksbetrieben und in der Landwirtschaft ist beispielsweise ohne Computer vielerorts nicht mehr vorstellbar. In fast allen Tätigkeitsbereichen werden heutzutage von den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern grundlegende digitale Kompetenzen gefordert. Organisationen, die aufgrund der Digitalisierung nicht den Anschluss verlieren möchten, sollten darauf achten, dass ihre Mitarbeitenden den digitalen Fortschritt leben. Sie müssen ihren Mitarbeitenden die Vorteile des digitalen Wandels aufzeigen, aber auch für die Gefahren sensibilisieren. Denn es reicht das unbedachte Handeln eines Einzelnen, um ein gesamtes Unternehmen lahmzulegen. Das Öffnen eines Anhangs in einer E-Mail oder das Hochladen eines urheberrechtlich geschützten Bildes in einem sozialen Netzwerk können erhebliche Kosten verursachen.
Das „Digital Competence Framework 2.1“
Der europäische Referenzrahmen beschreibt die digitale Kompetenz als eine der wichtigen Schlüsselkompetenzen für lebenslanges Lernen. Sie ist damit ähnlich wichtig wie beispielsweise sprachliche oder mathematische Kompetenzen, welche uns dabei unterstützen, fachbezogenes Wissen zu erlernen und anzuwenden.
Das Digital Competence Framework 2.1 der Europäischen Union beschreibt folgende fünf Bereiche der digitalen Kompetenz:
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1. Daten- und Informationsverarbeitung
1.1 Recherche, Suche und Filterung von Daten
Dieser Bereich könnte neudeutsch auch einfach und kurz mit „googeln“ umschrieben werden. Die hinterlegten Suchmechanismen tolerieren viele Eingabefehler und liefern sinnvolle Ergebnisse auch bei wenig sinnvollen Suchabfragen. Durch die Verwendung logischer Operatoren, von Steuerungsbefehlen und Steuerzeichen kann die Effizienz einer Suchmaschine jedoch erheblich gesteigert werden. Nur die wenigsten User kennen dabei mehr als einen Bruchteil der angebotenen Möglichkeiten.
1.2 Auswerten und Bewerten von Informationen und Daten
Gekaufte Suchmaschinenplatzierungen, gezielte Propaganda, „Fake-News“ und die eigene „Filterblase“ beeinflussen die Suchergebnisse und Linkempfehlungen ganz erheblich. Auch müssen die gefundenen Inhalte auf ihre Glaubwürdigkeit hin überprüft werden.
1.3 Verwalten und Sichern von Daten und Informationen
Wie kann eine umfangreiche Foto- oder Musiksammlung sortiert, gesichert und für verschiedene Endgeräte zur Verfügung gestellt werden? Welche Möglichkeiten bieten Speicherkarten, Cloudanbieter oder ein privates Netzwerk? Mit welchen Tools und Programmen lassen sich große Datenbestände am besten organisieren? Welche Daten- oder Dateistrukturen eigenen sich am besten für das Speichern entsprechender Inhalte? -
2. Kommunikation und Zusammenarbeit
2.1 Interaktion und Kommunikation mittels digitaler Technologie
Die digitale Welt bietet eine Vielzahl an möglichen Kommunikationsformen: E-Mails, text- und videobasierte Chats, Messenger-Dienste, SMS und viele mehr. Fast jede Onlineplattform hat zudem eigene Tools zum Informationsaustausch, so dass sich laufend neue Kommunikationswege eröffnen.
2.2 Austauschen von Daten mittels digitaler Technologien
Fotos oder Dokumente können noch einfach per „Attachment“ gesendet werden. Für größere Dateien muss man wissen, wie sie beispielsweise mittels Onlinediensten anderen zur Verfügung gestellt werden können. Außerdem muss das richtige Dateiformat gewählt und die Zugriffsrechte müssen beachtet werden.
2.3 Zusammenarbeit mittels digitaler Technologie
… umfasst neben Informations- und Dateiaustausch auch gemeinsame Termin- und Ressourcenverwaltung. Projektmitglieder müssen koordiniert werden und man braucht die geeigneten Tools, um gemeinsam digitale Dokumente oder einen gemeinsamen Datenbankbestand bearbeiten zu können.
2.4 Nutzung digitaler Services, Teilhabe an der Gesellschaft
Die Palette digitaler Angebote wird ständig erweitert und verdrängt dabei immer mehr klassische Angebote. Wer diese neuen Angebote nicht nutzen kann, läuft Gefahr, aus wichtigen Aspekten des gesellschaftlichen Lebens ausgeschlossen zu werden.
2.5 Netiquette
Neue Formen der Kommunikation und Interaktion erfordern auch neue Regeln des Umgangs miteinander. Spätestens bei kontroversen Themen zeigt sich jedoch, dass in der digitalen Welt oftmals die Grenzen der Höflichkeit und des Anstands - aus Unwissenheit, aus Gleichgültigkeit oder auch bewusst - überschritten werden.
2.6 Verwaltung der digitalen Identität
Jede neue Anmeldung bei einem Onlinedienst erzeugt eine weitere digitale Identität. Damit erhöht sich die Anzahl an Zugangskennungen, Passwörtern und Nachrichtenquellen immer mehr und es wird immer schwieriger, beispielsweise alle wichtigen Nachrichtenquellen mit vertretbarem Zeitaufwand im Blick zu halten.
2.7 Allgemeine Rechte und Pflichten im Internet
Dieser Aspekt ist im EU-DigComp-Modell nicht enthalten. Wir halten ihn jedoch für so wichtig, dass wir die Merkmalsstruktur im DigCompCheck der gepedu um dieses Kompetenzmerkmal erweitert haben. Das Internet ist voll von juristischen Fallen und „Tretminen“. Ganz egal, ob man zum Beispiel privat über das Internet etwas kauft oder verkauft. In beiden Fällen gibt es eine Vielzahl an gesetzlichen Regelungen die zu beachten sind. Bei Unternehmen sind die gesetzlichen Anforderungen – beispielsweise in datenschutzrelevanten Bereichen – in der Regel noch weitaus höher, so dass die Ansprüche im beruflichen Umfeld noch weiter steigen. -
3. Erstellung von digitalen Inhalten
3.1 - 3.2 Digitale Inhalte erstellen und bearbeiten
Hierbei geht es um die Bearbeitung verschiedener digitaler Dokumente wie beispielsweise Textdokumente, Bilder oder Musikdateien. Neben programmspezifischen Anforderungen werden beispielsweise effiziente Bedienweisen oder die Auswahl geeigneter Dateiformate abgefragt.
3.3 Copyright und Lizenzen
… bezieht sich zum einen auf die Installation und die Nutzung von käuflich erwerbbaren Anwendungsprogrammen. Zum anderen geht es um die Nutzung, die Veröffentlichung oder die Weitergabe von Inhalten wie beispielsweise Bildern oder Musik. Beide Bereiche unterliegen einem komplexen Geflecht gesetzlicher Regelungen und anbieter-spezifischer Lizenzbedingungen, die oftmals nur schwer zu verstehen und einzuhalten sind.
3.4 Programmieren
Programmierkenntnisse stellen einen Spezialfall digitaler Kompetenz dar. Nur ein sehr kleiner Prozentsatz der Menschen verfügt über nennenswerte Kenntnisse in diesem Bereich, welche ausreichen, um eigene Anwendungen zu programmieren oder bestehende Programme um neue Funktionen zu erweitern. -
4. Sicherheit, Ergonomie und Privatsphäre
4.1 Schutz digitaler Geräte
Hierbei geht es vorwiegend um den Schutz digitaler Geräte durch Gefahren aus dem Internet. Dazu zählen vor allem Viren oder Trojaner, die ein System beispielsweise über Dateianhänge in E-Mails oder über Schadcode in Webseiten befallen können. Verschlüsselung, Passwortschutz oder Antivirenprogramme haben dabei ganz unter- schiedliche Aufgaben, die es zu kennen und zu unterscheiden gilt.
4.2 Schutz der persönlichen Daten und der Privatsphäre
Neben dem Schutz der persönlichen Daten auf den eigenen digitalen Geräten, geht es bei diesem Merkmal unter anderem auch um den Schutz der Daten, die wir den Anbietern digitaler Services wie Onlineshops, sozialen Netzwerken oder Cloud-Anbietern anvertrauen. Persönliche Daten werden zudem auf mobilen Geräten transportiert oder über Onlineverbindungen übertragen, beispielsweise beim Ausfüllen von Onlineformularen oder beim Onlinebanking.
4.3 Schutz der Gesundheit und des Wohlbefindens
Der erste Aspekt dieses Merkmals umfasst vor allem ergonomische Maßnahmen, damit es auch bei einem langen Berufsleben am Computer nicht zu einer Schädigung beispielsweise der Augen oder des Rückens kommt. Der zweite Aspekte widmet sich Gefahren durch soziale Netzwerke und Onlinekommunikation. Hier geht es darum, ob man sich zum Beispiel vor ungewollten Annäherungen schützen kann und ob man das Ausmaß der persönlichen Onlinenutzung soweit im Griff hat, dass diese nicht das schulische oder berufliche Fortkommen negativ beeinflusst.
4.4 Schutz der Umwelt und der Ressourcen
Digitale Geräte haben einen immensen Ressourcenverbrauch bei ihrer Produktion und enthalten viele Schadstoffe. Gleichzeitig werden sie schnell durch neue - weil bessere - Geräte ersetzt. Durch die daraus folgende kurze Nutzungsdauer haben sie eine extrem schlechte Umweltbilanz und erzeugen durch ihre hohe Anzahl einen oftmals unterschätzen Stromverbrauch.Viele dieser Faktoren können jedoch durch eine bewusste Auswahl und den richtigen Umgang mit den Geräten deutlich minimiert werden. -
5. Anforderungen erkennen und Probleme lösen, Weiterbildung
5.1 Technische Probleme lösen
Die Kombination von Millionen verschiedener Hardwarekomponenten mit ebenso vielen Softwareprodukten schafft eine unüberschaubare Vielzahl möglicher technischer Probleme. Auch ohne weitere Hardwaredefekte und Software-Inkompatibilitäten werden User regelmäßig mit kleinen und großen Problemen konfrontiert, die es zu lösen gilt.
5.2 Bedürfnisse identifizieren und technische Lösungen dafür finden
Hierbei geht es darum, viele verschiede Hard- und Softwareprodukte wie auch die eigenen Anforderungen zu kennen um so optimale Lösungen für die eigenen Bedürfnisse zu finden.
5.3 Weiterbildung, kreative Nutzung digitaler Technologien
Online findet sich ein riesiges Angebot, um sich weiterzubilden oder Wissenslücken gezielt zu schließen. Blogs, Foren oder Wikis, Online-Tutorials und -Kurse bieten nicht nur umfangreiche Lernstoffe, sondern auch die Möglichkeit, sich mit anderen auszutauschen, von ihnen zu lernen und gleichfalls eigenes Wissen weiterzugeben.
5.4 Identifizierung digitaler Kompetenzlücken
Selbst die besten Angebote zur Weiterbildung kann man nur dann optimal nutzen, wenn man seine eigenen Wissenslücken erkennen und dazu passende Weiterbildungs-angebote auswählen kann.
Wir haben dieses Schema im DigCompCheck übernommen und um praktische Anforderungen, wie beispielsweise grundlegende IT- und Computerkenntnisse, erweitert. Neben diesen fünf Kompetenzbereichen ist es aber auch von unserer Persönlichkeit abhängig, wie wir in einer sich digitalisierenden Welt zurechtkommen. Agilität, Lernbereitschaft, Teamfähigkeit, Eigeninitiative sind beispielsweise wichtige Eigenschaften, die uns befähigen, mit den zukünftigen Herausforderungen umzugehen. Der DigCompCheck der gepedu kann dementsprechend um ein Zusatzmodul persönlicher Eigenschaften und Kompetenzen erweitert werden.
Digitale Kompetenz messen
Für Organisationen und berufstätige Personen wird es immer wichtiger, die eigenen Ressourcen an digitaler Kompetenz zu kennen, um diese anhand der zukünftigen Anforderungen richtig einzuschätzen zu können.
Wie aber digitale Kompetenz messen oder testen? Digitale Kompetenz ist etwas, was man nicht einfach so greifen kann. Wer sich häufig in neue Apps einarbeitet, wird sich bei der nächsten neuen App leichter tun und deren Funktionen schnell und intuitiv verstehen. Ist digitale Kompetenz also gleichzusetzen mit der Faszination und Begeisterung für die neuesten digitalen Errungenschaften, die auf dem Markt kommen und vielfach von der Werbung angepriesen werden? Oder ist der digital kompetent, der es versteht, veraltete Computer und Laptops zu Höchstleistungen zu tunen, weil es ihn einerseits reizt und er die technischen Zusammenhänge versteht, und dadurch auch die Umwelt möglichst gering belastet wird, da viele Bauteile möglichst lange verwendet werden? Wie wir sehen, ist digitale Kompetenz sehr vielschichtig und der Umgang mit der Digitalisierung wird häufig von extrinsischen und intrinsischen Motivationen gesteuert.
Im europäischen Referenzrahmen werden unterschiedlichste Handlungen und Tätigkeiten beschrieben, durch die sich eine digital kompetente Person auszeichnet. Ob wir fähig sind, diese Handlungen und Tätigkeiten wie ein digitaler Profi auszuführen, ist von unserem Know-how und unserem grundlegenden Wissen abhängig. Und dieses Wissen kann durch Wissensfragen in einem Test abgefragt und eingestuft werden. Digitale Kompetenz bedeutet Wissen: Wissen über die Funktionsweise von digitalen Services und Geräten sowie den ressourcenschonenden Umgang damit. Wissen über die aktuellen Gesetzgebungen zum Urheberrecht und Datenschutz. Wissen über die Gefahren, die durch die Vernetzung der digitalen Geräte entstehen können usw.
Erste Untersuchungen zur Messung der digitalen Kompetenz haben gezeigt, dass sich digitale Kompetenz nicht valide durch eine Selbstbeschreibung bestimmen lässt. Personen aus Berufsgruppen der Informationstechnologie (IT) können ihre eigenen digitalen Kompetenzen sehr gut einschätzen. Personen aus Berufsgruppen, die nur wenig oder keinen Bezug zur IT haben, überschätzen sich aber größtenteils. Bei diesen Berufsgruppen kann nur ein Wissenstest, neben der Selbsteinschätzung, ein aussagekräftiges Profil der vorhandenen digitalen Kompetenz liefern.
Unser multimodales Testverfahren DigCompCheck (DCC) misst die digitale Kompetenz anhand einer Selbsteinschätzung und der Überprüfung dieser Selbsteinschätzung durch Wissensfragen sehr detailliert und valide. Das Testverfahren kann sowohl in der Selbsterkundung, in der Personalauswahl oder in der Personalentwicklung, beispielsweise zur Sensibilisierung der Mitarbeitenden für das Thema oder zur Ermittlung von Qualifizierungsbedarf, eingesetzt werden.
DigCompCheck (DCC)
Testverfahren für die Selbstreflektion und Messung der digitalen Kompetenzen.
Hier bearbeiten!Passgenaue Weiterbildung durch unternehmensspezifische Anforderungsprofile
Zusammen mit unserem Bildungspartner, der Provadis Partner für Bildung und Beratung GmbH, haben wir ein preisgekröntes Projekt durchgeführt. Die individuellen Weiterbildungsbedarfe der einzelnen Mitarbeitenden wurden mit Hilfe des DigCompChecks und eines vordefinierten Anforderungsprofils gezielt ermittelt und durch eine individuelle Zusammenstellung von Weiterbildungsmodulen passgenau geschult. Für weiterführende Informationen setzen Sie sich bitte mit uns in Verbindung.
Mehr Informationen zum Siegerprojekt „Digitale Kompetenzen erfassen, auswerten und bereitstellen“